Sonntag, 20. April 2014

Ist das peinlich... (Part 1)

Wohl jeder, der Tonträger sammelt und in mehr oder weniger sinnvoller Sortierung in Regalen verstauben lässt, besitzt Platten, deren käuflichen Erwerb er oder sie nur unter Gewaltandrohung zugeben würde. Meist landen jene CDs oder LPs an einem abgelegenen Ort, nicht selten fristen sie ein einsames und düsteres Dasein in irgendeiner Kiste auf dem Dachboden oder im Keller. Während sich mit einer besonderen Pressung eines Klassikers durchaus Eindruck bei Geeks und dem Besitzer des maroden Second-Hand-Plattenladens des Vertrauens schinden lässt, entlocken solche Peinlichkeiten nicht einmal dem Hund ein Mitleidshecheln. Schämen sollte man sich dafür, und das wohl auch zurecht. Man hätte den Klangmüll ja auch wegwerfen können.

Hätte man. Hat man aber nicht. Und so schlummern die grausigen Schätze stumm und vergessen vor sich hin, bis...ja bis zum Tag der Inventur. Neulich war auch bei mir mal wieder Zeit für eine Generalentrümpelung meiner Besitztümer. Diese brachte mit sich, dass ich auf eine kleine Schachtel stieß. Der Inhalt dieses Behältnisses machte mich zunächst stutzig, dann ein bisschen betroffen, schlussendlich aber sehr zufrieden. Für das Phrasenschwein: Nur wer zu seinen Fehlern steht, kann aus ihnen lernen.

Was drin war? Das kann und will ich euch natürlich nicht vorenthalten:

Mundstuhl - Dragan und Alder Weihnachtsmedley

Ende der Neunziger erfreuten sich in Deutschland Komiker, die so taten, als besäßen sie einen Migrationshintergrund großer Popularität. Ihr erinnert euch sicher noch an Erkan und Stefan, jene Münchener Burschen, die mit viel Elan einen weiteren Sargnagel in den Sarkophag des deutschen Humors trieben. Das Duo Mundstuhl übertrug das Konzept der Bayern ins Hessisch-Kanakische, wobei ihnen gelang, noch ein wenig stumpfer und infantiler zu kalauern. Auf dem nur knapp oberhalb des Meeresspiegels liegenden Karrierehöhepunkt der beiden Witzfiguren veröffentlichten sie das "Dragan und Alder Weihnachtsmedley". Hierbei handelte es sich um Neuinterpretationen bekannter Weihnachtslieder im Stile echt krass-korrekter Typen. Lustig? Eingeschränkt.

Warum ich diese Maxi-CD besitze: Zwei Antworten: Ich war 14. Und auf dem Cover urinierten Strichmännchen an einen Weihnachtsbaum. Ich bereue.


Dieter Hallervorden - Punker Maria

Wer nun aber glaubt, dass früher alles viel witziger war in deutschen Landen, der möge nun eines Besseren belehrt werden. Dieter Hallervorden, der so etwas wie die institutionalisierte Verkörperung des Blödelhumors darstellt, bespaßte Anfang der Achtziger sein Publikum mit einer eher nicht so subtilen Verballhornung des Schlagerhits "Santa Maria". Zitat: "Punker Maria / Ich hab meine Nadel verloren / Nur ein leeres Loch in den Ohren / Und mein Darling schimpft mit mir so sehr". Das Liedchen an sich ist nicht viel mehr als ein kleiner Kalauer, über den man ein Mal schmunzeln kann. In Verbindung mit Bildmaterial gewinnt der Song jedoch ungemein an Profil und Entwürdigungsfaktor. Vor allem, wenn man die Publikumsreaktion im Saal betrachtet.

Warum ich diese Single besitze: Nennen wir es einen Dachbodenfund. Ich bereue nicht.



Lecker Fischbrät - Haut 'se wech!

1994 feierte Stefan Raab seinen Durchbruch mit dem ins kollektive Gedächtnis übergegangenen "Bööörti Böörti Vogts". Vier Jahre später war der Terrier immer noch Bundestrainer, und auch wenn die deutsche Nationalmannschaft definitiv schon bessere Zeiten erlebt hatte, zählte sie zu den Mitfavoriten des WM-Turniers in Frankreich. Es lag also nahe, dass viele Künstler versuchen würden, einen WM-Hit unters Volk zu bringen. So auch Lecker Fischbrät, eine reichlich obskure Band aus Deutschlands Norden, die ihren Sinn für Humor der Topographie ihrer Heimatregion angepasst hatten. Die Musik: Crossover. Jene Totgeburt aus Rock und Rap, die vor allem in deutschen Landen viele Schrecknisse heraufbeschwor. Dass der Song kein Hit wurde, muss den Nicht-Käufern hoch angerechnet werden.

Warum ich diese Maxi-CD besitze: Ich erinnere mich gut, dass ich mit meinem besten Schulfreund im Müller-Markt stöbern war und wir auf diese CD gestoßen waren. Da wir sie beide haben wollten, kaufte ich sie ihm vor der Nase weg. Ja, das war gemein. Für alle Beteiligten.


Diverse - Just the best: Volume 12

Ein Pop-Sampler. Was macht der in dieser Liste? Die Antwort: Er ist der mit Abstand dümmste Kauf meines gesamten Lebens. Ich hatte nämlich die Compilation in erster Linie erworben, weil sich der Song "X-Ray (Follow me)" des Elektroprojektes Space Frog darauf befand. Die anderen 39 Songs waren mir mehr oder weniger egal, mir ging es einzig und allein um diesen einen Track. Weshalb ich nicht im Single-Regal gesucht habe, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht war ich auch von dem potthässlichen Cover so in den Bann gezogen worden, dass mein Gehirn sich in den Betriebsurlaub verabschiedet hatte.

Warum ich diese Doppel-CD besitze: Jugendliche Blödheit?


Whigfield - Was a time (Deluxe Edition)

Nachdem die bisherigen Merkwürdigkeiten allesamt aus meiner Teeniezeit stammten, habe ich die nächste Katastrophe im Jahre 2005 gekauft. Da ich damals bereits stolze 20 Jahre alt war, kann ich es also nicht mehr ausschließlich auf die Dummheit der Jugend schieben. Für alle Spätgeborenen: Whigfield war jene junge Dame, die anno 1995 die Welt mit dem Lied "Saturday night" beglückt hatte. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Mädchen damals den Handtuchtanz vor dem Badezimmerspiegel imitierten. Dass die meisten Jungs das Video nicht wegen des eigentlichen Songs ansahen, dürfte ebenso klar sein. Nach dem Erfolg von "Saturday night" verschwand Whigfield ziemlich rasch wieder in der Versenkung, was sie (bzw. ihre Produzenten) nicht daran hinderte, in regelmäßigen Abständen weitere Alben auf den Markt zu würgen. "Was a time" war das fünfte Whigfield-Album, und es klang genauso klebrig und billig wie die davor. Der Clou an der von mir im Kaufrausch erworbenen Deluxe-Edition war, dass auf einer Bonus-DVD sämtliche Videos aus der überschaubaren Karriere der Dänin vertreten waren. Inklusive einer wirklich grauseligen Version von "Last christmas".

Warum ich diese CD besitze: Temporärer Reichtum macht blind. Und das geht bei mir schneller als bei anderen. 

Zum Abschluss (und zur Strafe) gibts nun "Last christmas". Ohren zu und durch:


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