Montag, 27. Mai 2013

Sportfreunde Stiller - New York, Rio, Rosenheim (2013)

3/10
 
Bierselige Trunkenbolde liegen sich in den Armen und zelebrieren mit glasigen Augen die Abwesenheit ihres Verstandes, an dessen Stelle das Vaterland getreten ist. Der moderne Deutsche workt Fabrik und viewt public. Wir schreiben das Jahr 2006, es ist Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland und die Fanmeilen sind voller als Harald Juhnke es jemals sein konnte. 

Den Soundtrack zur kollektiven Glückseligkeit lieferten damals die Sportfreunde Stiller, eine Band, die anfangs nur ein kleines Ärgernis mit teils sogar recht charmanten Liedchen gewesen war, sich jedoch im Laufe weniger Jahre in Sachen Penetranz und Unerträglichkeit in Nena-Sphären katapultieren konnte. Nach Flachwerken wie "Burli", "You have to win Zweikampf" und "La Bum" schien es, als seien sie in der wohlverdienten Versenkung verschwunden - das Unplugged-Geröchel aus dem Jahr 2009 war eher noch Bestätigung als Widerlegung des langsamen Abstiegs der von Fans jovial "Sportis" gerufenen Berufsjugendlichen. 

Doch nun sind sie zurückgekehrt. Die Musikverweigerer, die Sprachmetzger. Peter Brugger, stimmgewaltig wie eh und je, möchte auch jenseits der 40 noch Teil einer Jugendbewegung sein und nölt seine per Reimlexikon entstandenen Texte derart kumpelhaft, dass man ihn auf einer Studentendemo aussetzen möchte.

Die Art und Weise, wie sich hier angebiedert wird, ist in ihrer Dreistigkeit fast schon bemitleidenswert. Genreübliche Gemeinplätze (den Moment genießen, das Leben nicht so ernst nehmen, gemeinsam durch dick und dünn gehen, usw.) werden Punkt für Punkt abgearbeitet, und da man sich selbst ja auch nicht so ganz ernst nimmt, gibts noch etwas Bierzeltbeschallung gratis oben drauf. ("Let's did it" ragt hier besonders heraus.)

Was kann man aber über die Musik sagen? Nicht viel. Es hat sich wenig geändert im Vereinsheim. Die Gitarren schrammeln und bratzen, der Bass erledigt unauffällig seine Arbeit und das Drumming ist minimalistisch und punktgenau wie eh und je. Besondere Komplexität sucht man auf "New York, Rio, Rosenheim" vergeblich - was an sich kein Problem wäre, wären da nicht Bruggers lyrische Ergüsse, die selbst die gelungeneren Instrumentals fernsehgartentauglich machen. 

Gewiss, ein großer Sänger war der Peter noch nie, und in früheren Zeiten konnte man ihm all die schiefen Töne noch einigermaßen verzeihen, da man ja selbst noch jünger und damit empfänglicher für simple Glückskeksbotschaften im Sprechsingsang war. Aber heute, 13 Jahre nach dem Debütalbum "So wie einst Real Madrid", funktioniert es einfach nicht mehr. Nahezu melodiefrei und erschreckend hölzern wird hier auf Schülerband-Niveau ins Leere geleiert. Selbst mit Galgenhumor kommt man nicht weit. 

Es wird interessant werden, ob die Band noch einmal an frühere Erfolge anknüpfen kann. Zeitgemäß klingen sie immer noch, aber es ist davon auszugehen, dass die Zielgruppen der Sportfreunde mittlerweile andere Künstler für die Studentenparty, bzw.Fanmeilenbeschallung bevorzugen. 

Abschließend noch ein Zitat aus dem Titelsong des Albums, das die ganze Misere auf den Punkt bringt:

"wir lieben unser Leben / das Gemeinsame in jedem / wer hat schon Bock auf Angst und Frust / wir haben darauf keine Lust"

SCHLAAAAAND.

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