Mittwoch, 1. Mai 2013

Will.i.am - #Willpower (2013)

2/10

Das Fazit vorweg: Will.i.ams neues Album "#Willpower" ist Musik gewordenes Unterschichtenfernsehen. Der Soundtrack ungewollt schwangerer Mittelschülerinnen, alkoholkranker Dumpfbacken und tiefergelegter Discopumper. Schall, der vom Drama einer Kultur berichtet.

Es wäre aber zu simpel, das Album nun nach Strich und Faden zu verreißen. Zudem würde man damit einem großen Künstler unserer Zeit Unrecht tun.
Ich meine das durchaus ernst. Es gibt wenige Musiker, die es derart perfekt schaffen, den überwältigenden Stumpfsinn, der Mensch und Smartphone im Würgegriff hält, zu vertonen. "Let's get dumb" lautet das Motto!

Auch wenn der gute William in Liedchen wie "Ghetto Ghetto" nochmal den weltverbessernden Autotuner mimt, kann nichts darüber hinwegtäuschen, worum es hier eigentlich geht. "#Willpower" definiert den Begriff von "minimal music" neu. Für so wenig Musik wurde bis dato wahrscheinlich nur selten so viel Geld ausgegeben.

Was allein die illustren Features gekostet haben müssen! Justin Bieber ("oooh I'm alive, I'm alive, I'm alive and oooh, I can fly, I can fly, I can fly"), Britney Spears, Chris Brown, Miley Cyrus, Nicole Scherzinger...alle sind gekommen, um mit ihrem Talent die filigranen Kompositionen des Maestros zu veredeln.

Im Vergleich zu akustischen Folterinstrumenten wie "Great times are coming" wirken selbst die übelsten Eurodance-Stampfer aus den Neunzigern wie Kunstlieder von Franz Schubert. Es wubbelt und wobbelt, es basselt und hustlet, es hört nicht auf. "My chick got body, it shakes like jelly. Big tit, big booty, no belly." Komm, wir lassen uns erschießen. (Passend dazu tatsächlich der nächste Song: "Shoot me with your bullet!")

Eine Schellnsau, wer Böses dabei denkt. Vielleicht wird man einst auf das Jahr 2013 zurückblicken und sagen: "Damals fing es an." Man könnte es auch anders formulieren: Trotz offenkundiger Bemühungen diesem Müll mit Humor, Zynismus und Wortspielen Herr zu werden, muss ich eingestehen, dass mir "#Willpower" Angst macht.

Von Menschen, die so etwas ernsthaft gut finden, ist es nicht mehr weit bis zu Menschen, die bereit sind, Schlimmeres zu tun. 

"#Willpower" ist niemals erschienen und diese Rezension basiert auf drogeninduzierten Albträumen.

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