Samstag, 15. Juni 2013

Sigur Rós - Kveikur (2013)

Ich trage meine Vergangenheit auf der Zunge. Der bittere Geschmack begleitet mich durch Tage, deren Ende ich mir herbeisehne, bevor sie begonnen haben.Ich bin Teil einer Zeitrafferaufnahme, während ich auf Brücken stehe, vorbeifahrende Autos zähle und eine Zigarette nach der anderen rauche. Stille umfängt mich und ich stelle mir vor, wie es wäre, aus Porzellan gemacht zu sein. 

Andernorts feiern sie gewiss sich oder das, was von ihren Leben geblieben ist und tun dabei so, als wäre ihr Handeln von Belang.

Ob ich jemals wieder sprechen werde, weiß ich nicht. So müde wie mein Körper sich anfühlt, hege ich Zweifel; auch weil es Nacht geworden ist. Von fern dringt das rhythmische Geräusch großer metallener Maschinen an meine Ohren. Nicht nur ich kann also nicht schlafen.

Manche Menschen gehen gerne auf Beerdigungen. Sie sagen dann, dass ihnen der Anblick trauernder Zeitgenossen Kraft gibt, das Leben zu bestehen. Sterben werden sie trotzdem.

Ich schlendere weiter, ein einsamer Hofhund stimmt ein Klagelied an. Obwohl ich gerne mitgesungen hätte, verbleibe ich stumm. Mitten im Sommer hat mich eine Schwermut ergriffen, die ich vergessen glaubte. Es ist diese Musik, sage ich mir.

Sie hat mir gefehlt.

Andere mimen die Gefangenen ihrer beeinflussten Sinne, sie stürzen und singen und geben sich nonkonformistisch. Unter anderen Umständen hätte ich mich ihnen vielleicht sogar angeschlossen. Aber nicht heute, es gibt etwas viel Wichtigeres zu feiern.

Der Lärm in meinem Inneren stimmt mich froh, denn er füllt die Leere, die sich in mir breitgemacht hatte. Endlich wieder mit geschlossenen Augen spazieren gehen.

Und ankommen.

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