Mittwoch, 2. Oktober 2013

Top 100, 23: Nine Inch Nails - The Downward Spiral

23 Nine Inch Nails - The downward spiral (1994)
Kaputte Sachen wirft man meistens achtlos in den Abfall. Man ärgert sich vielleicht kurz darüber, dass man wieder einen Gegenstand weniger sein Eigen nennen kann, aber meist findet man sich relativ schnell mit der Kaputtheit des Objekts ab und widmet sich anderen Beschäftigungen.

Doch was macht man, wenn es sich bei dem kaputten Gegenstand um das eigene Selbst handelt? Wenn Suizid keine Option darstellt? Wenn die Ursachen für das eigene Befinden außerhalb beeinflussbarer Zusammenhänge zu suchen ist? Sich mit der eigenen Kaputtheit abzufinden ist ein schwieriges Unterfangen. Gefangen zwischen Manie und Depression wird man umhergeschleudert, und in den wenigen lichten Momenten wird klar, dass es keinen Weg nach draußen, sondern nur nach unten geben kann. Hoffnung auf Klarheit, auf Erkenntnis besteht dennoch. Katharsis bedeutet allerdings Selbstzerstörung, sofern man alten Männern Gehör schenkt.

Wobei die Wut, die sich gegen das Ich richtet, zunächst hinausgeschrien werden muss, da eine geringe Chance, gehört zu werden, besteht. Doch das Geschrei verhallt ungehört, und weicht der Erkenntnis, dass man im Begriff ist, Brücken abzubrechen und Rückwege zu verbarrikadieren. "Nothing can't stop me now, 'cause I don't care anymore."

Hedonismus also. Richtig auf den Putz hauen, den ganzen Dreck fressen und dabei so viel vögeln wie möglich. Weil, warum nicht? Die Reduktion aufs Wesentliche soll und muss genügen. Bevor in einsamen Stunden der Selbsthass zurückkehren wird, gilt es, Zeit und Angst möglichst effizient zu vertreiben. Zur Not auch ohne Drogen.

Die Geschichte von der inneren Stimme macht die Runde. Als ob diese zu bestimmen hätte, wohin die Reise gehe. Als ob irgendetwas relevant wäre. "I didn't hurt me / nothing can hurt me / you didn't hurt me / nothing can stop me now." Doch das Unvermeidliche wird passieren, auch wenn zwischen Erkennen und Begreifen ein kilometerbreiter Abgrund klafft. Dass trotz aller Bemühungen, der Zersetzung Produktivität abzuringen, das Leben zum Scheitern verurteilt ist. Von Wollen war nie die Rede.

"Don't you tell me how I feel." Es geht weiter, immer weiter. Bis schließlich Stille herrscht, so wie im Auge eines Wirbelsturms. Am Horizont türmen sich die Wolken, düster und endgültig, doch hier und jetzt herrscht Frieden. Ruhe. Gleichmut. Den Gewalten ausgesetzt erkennt man, dass man immer noch da ist, trotz aller Versuche, dieser Tatsache entgegenzuwirken.

Doch das, was übriggeblieben ist, ist nicht mehr als kümmerlicher Rest dessen, was ursprünglich Projektionsfläche für Träume gewesen war. Eigentlich ist alles ganz einfach hier unten.

"What have I become, my sweetest friend? Everyone I know goes away in the end. You could have it all - my empire of dirt. I will let you down, I will make you hurt." Was folgt, ist ein Ende. Suizid mag doch eine Option sein.

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